WAS KÖNNEN WIR VON DEN LEGENDÄREN US OPEN 2021 LERNEN?

antoni girod Veröffentlicht von Antoni Girod – 27 October 2021

Bei den Damen gelang es erstmals seit 1999 zwei Teenagern – der 18-jährigen Emma Raducanu und der 19-jährigen Leylah Fernandez -, in ein Grand-Slam-Finale einzuziehen. Beim letzten Mal hatte die Jüngere – die damals 18-jährige Serena Williams – die nur ein Jahr ältere Martina Higgins bezwungen. Für die Amerikanerin war es der erste Grand-Slam-Sieg. Inzwischen hat sie 23 davon gesammelt!  Doch das Bemerkenswerteste an Raducanus Leistung: Sie brachte das Kunststück fertig, von der Qualifikation bis zum Turniersieg nicht einen einzigen Satz zu verlieren!

Das Herrenfinale war ebenfalls historisch – jedenfalls für Novak Djokovic, den nur noch zwei Hürden davon trennten, endgültig zur Legende zu werden. Die erste Hürde nahm er mit seinem 21. Grand-Slam-Sieg. Damit hat er Federer und Nadal hinter sich gelassen. Die zweite war der Gewinn aller vier Majors in einem Jahr. Seit Rod Laver im Jahr 1969 hat kein Spieler mehr einen Grand Slam geschafft. Für seinen Gegner Daniil Medvedev – den Sieger des Masters-Turniers 2020, der bei den US Open 2019 und bei den Australian Open 2021 jeweils im Finale gescheitert war – ging es darum, mit seinem ersten Grand-Slam-Sieg in die Tennisgeschichte einzugehen.

Tennis ist ein individueller Wettkampfsport. Druck spielt dabei eine große Rolle. Doch in diesen beiden Finalmatches herrschten zwei völlig unterschiedliche Arten von Druck.

Für die Neulinge Emma Raducanu und Leylah Fernandez war der Druck positiv: Beide hatten nichts zu verlieren und alles zu gewinnen.  Daher spielten sie gelöst und mit jugendlicher Unbekümmertheit, ohne zu viel darüber nachzudenken, was auf dem Spiel stand. Für die Gewinnerin (Emma Raducanu) muss es jetzt darum gehen, mit ihrem neu gewonnenen Status und dem damit verbundenen Ruhm umzugehen. Sie muss sich auf das konzentrieren, was sie getan hat, um ihren ersten Titel zu gewinnen – und auf das, was sie tun muss, um daraus eine Serie zu machen.

Djokovic ist an Endspiele mit hohen Einsätzen gewöhnt. Er versteht es meisterhaft, einen unvorteilhaften Spielstand noch einmal zu drehen. Für ihn hatte der gewaltige Einsatz zweifellos großen Einfluss auf den Ausgang des Finales. Die Statistik lügt nicht: Im Halbfinale gegen Zverev hatte er in 5 Sätzen nur 28 unnötige Fehler gemacht. Im Finale machte er 38 Fehler in nur 3 Sätzen!  Seine Nervosität war von Anfang an deutlich spürbar. Nach einem verlorenen Punkt im vierten Spiel zertrümmerte er seinen Schläger, und später traf er in seiner Wut wegen eines weiteren Punktverlusts fast ein Ballmädchen. Ohne die Leistung seines Gegners schmälern zu wollen: Djokovic war weit davon entfernt, eine seiner besten Partien zu spielen. Aber wir können sicher sein, dass er sich von diesem Misserfolg erholen und ihn zu einem Sprungbrett für zukünftige Siege machen wird!

Medvedev hatte nicht nur aus den beiden verlorenen Finals, sondern auch aus seinem Masters-Sieg gelernt. Trotz zweier Doppelfehler bei den ersten beiden Matchbällen hielt er durch und fand einen Weg, den Druck in positive Energie umzuwandeln. Und so gewann er sein erstes Grand-Slam-Turnier. Mit seinem Talent, seiner Erfahrung bei Top-Turnieren und seinen Qualitäten als Schachmeister hat er alle Voraussetzungen, um zu einer Führungsfigur für die nächste Generation von Tennisspielern zu werden und noch viele weitere Majors zu gewinnen.

WAS LERNEN WIR AUS DIESEN BEIDEN ENDSPIELEN?

Und wie übertragen wir diese Lektionen auf die Vertriebs-Performance?

Genau wie Spitzensportler stehen auch Vertriebler in einem ständigen Wettbewerb und müssen sich unablässig dem Druck der Forderung nach Ergebnissen stellen. Dank der für Anfänger typischen Unbekümmertheit und dem blinden Vertrauen der Jugend schaffen junge Vertriebler es manchmal, ohne ein belastendes Gefühl in wichtige Meetings zu gehen und große Abschlüsse zu machen. Man muss dann dafür sorgen, dass es nicht bei diesem einen Erfolg bleibt, sondern dass er zum Auftakt für beständig gute Ergebnisse wird. Erfahrene und an mittelgroße Abschlüsse gewöhnte Vertriebler scheitern oft an den ganz großen Fischen. Wenn sie es schaffen, ihre Belastbarkeit zu steigern, hartnäckig weiterzumachen und sich ständig zu verbessern, ist das Fundament zu ihrem ersten „Grand-Slam-Auftrag“ gelegt. Und dann gibt es noch die sieggewohnten Vertriebler. Sie sind daran gewöhnt, große Verträge zu unterschreiben. Aber wenn der Abschluss des Jahrhunderts in den Bereich des Möglichen rückt, spüren sie einen solchen Druck, dass sie den Termin für die Verteidigung ihres Angebots verpassen.  Sie müssen die Lektion aus dieser Erfahrung lernen, um daraus einen Hebel für zukünftige Erfolge zu machen und den Sprung auf das nächsthöhere Level zu schaffen.

Zum Abschluss noch ein kleiner Satz, mit dem Sie auf zuviel Druck reagieren können: „Druck ist etwas für Reifen“. Leider ist Druck im Geschäftsleben wie im Sport aber äußerst real. Erfahrung, Beharrlichkeit, gute Vorbereitung und eine konsequente Analyse von Siegen und Niederlagen können jedem dabei helfen, mit Druck umzugehen und ihn in positive Energie umzuwandeln!

Ich wünsche Ihnen alles Gute bei Ihren nächsten Grand-Slam-Turnieren!

Mit siegessicheren Grüßen,


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